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Christina Huf

Alltagspraktiken des Lernens in der Reception Class

Beispiel einer englischen Grundschule

In einem Interview, das Wilfried Griebel und Renate Niesel mit einem Kind zwei Monate nach dessen Einschulung in die erste Klasse einer deutschen Grundschule über seine Erfahrungen, Gedanken und Gefühle geführt haben, äußert das Mädchen: „I would like to have school and kindergarden by turns. That would be great“, und erklärt später in dem Interview: „You are not allowed to play in school. Only during breaks“.

Während Wilfried Griebel und Renate Niesel im Kontext eines Interviews explizit nach den Erfahrungen von Kindern am Übergang von Kindergarten und Grundschule fragen, ist es die Leitidee meines Habilitationsprojektes vermittels der ethnografischen teilnehmenden Beobachtung nach den Erfahrungen zu fragen, die Kinder in unterschiedlichen Kontexten vorschulischen und schulischen Lernens sowie am Übergang zwischen diesen machen.

Einer der Kontexte, in denen ich meine teilnehmende Beobachtung durchführe, ist eine der beiden Receptionsclasses der Ben Johnson Primary School in London, deren Konzeption die Schule selbst wie folgt beschrieben hat:

Reception classes provide a good foundation for the structure of your child´s future education. The children follow an early years curriculum to learn basic skills as well as developing confidence and motivation to learn, where the emphasis is learning through play“.

In der Wortwahl der ´good foundation´ kommt die Konzeption der Reception Class sehr prägnant zum Ausdruck: Sie soll Grundlagen für das spätere schulische Lernen legen, die sowohl aus einer ersten Auseinandersetzung mit den Kulturtechniken wie auch einer Stärkung von Selbstvertrauen in und Motivation für das eigene Lernen entstehen soll.

Das ´Early Years Curriculum`, das als Bildungsplan für das Lernen in der Reception Class konzipiert ist, bezieht sich jedoch nicht nur auf die Reception Class, sondern auch auf die beiden vorhergehenden Jahre in der Nursery School. Gemeinsam mit diesen bildet die Reception Class eine die beiden Institutionen Nursery School und Primary School übergreifende curriculare Einheit, die als ´Foundation Stage´ seit 2002 Teil des ´National Curriculum´ ist. Im National Curriculum werden für die Foundation Stage sechs Lernbereiche, und für diese Lernbereiche ´early learning goals` ausgewiesen. In ihrer curricularen Rückkoppelung an das Lernen in der Nursery School einerseits, und der Leitidee der Grundlegung schulischen Lernens andererseits soll in der Reception Class der allmähliche, von spielerischem Lernen geprägte Übergang von vorschulischem zu schulischem Lernen angebahnt werden.

Mit der Wahl der einer Reception Class einer englischen Grundschule als Forschungsfeld ist die Vermutung verbunden, dass in der Reception Class in ihrer Konzeption als Vermittlungsklasse zwischen vorschulischem und schulischem Lernen die Dichotomie zwischen Spielen und Lernen, die die von Niesel und Griebel interviewte Schülerin bei ihrem Übergang von Kindergarten und Grundschule erfährt, weniger ausgeprägt ist, infolgedessen der Übergang zwischen spielerischem und schulischem Lernen als gleitend erfahrbar wird, und die Erfahrungen der Kinder dementsprechend interessante Differenzen zu den Erfahrungen aufweisen, die Kinder im Deutschen Schulsystem am Übergang von Kindergarten und Grundschule machen.

Diese Vermutungen soll jedoch nicht als unhinterfragbare Setzung übernommen, sondern vielmehr geprüft werden, indem ich vier SchülerInnen der Reception über zwei Schuljahre hinweg begleitete und ihre Erfahrungen beschreibe und analysiere, die sie in der Reception Class und dem darauffolgenden Schuljahr in Year One machen. Der Frage nach den Erfahrungen, die Saarah, Tanjima, Wayez und Sabya machen, liegt somit das Erkenntnisinteresse des differenzierten Verstehens der Bedeutung zugrunde, die die Reception Class für die Lernentwicklung der vier Kinder hat.

Nachdem Sabya, Wayez, Saarah und Tanjima Anfang Februar ein halbes Jahr die Reception Class besucht haben werden, würde ich auf der Tagung gerne Einblicke in das Forschungsprojekt, die Beobachtungsprotokolle und Analyse mit der Grounded Theory geben und dabei erste Ergebnisse referieren.

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Kontakt: Arbeitsgebiet Grundschulpädagogik
© Prof. Dr. Ursula Carle - Universität Bremen - Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften - Grundschulpädagogik
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