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Petra Milhoffer
Universität Bremen

Frühes Fördern von (Schrift-)Sprachkompetenz – der Kindergarten kommt zu spät. Schlaglichter auf das Frühförderprogramm "Read To Me" (Nova Scotia, Kanada) – Infos und Film.

Bei dem Programm "Read to Me" (http://www.readtome.ca) handelt sich um ein seit 2002 in allen elf Geburtskliniken der Provinz (938.000 Einwohner, davon 380.000 in Halifax/Dartmouth, Küstenregion am Atlantik im Osten des Landes) realisiertes Programm, welches sich vornehmlich aus Stiftungsmitteln finanziert und sein Büro im IWK Health Center (dem größten Krankenhaus und medizinischen Ausbildungszentrum der Stadt) in Halifax hat. Es wendet sich insbesondere an benachteiligte junge Eltern, (Migranten, Randgruppen/ First Nations).
Das Programm wurde in Folge der Ottawa Charter for Health Promotion (1986) entwickelt. Die Charta arbeitet heraus, dass Isolation, Vernachlässigung und Verwahrlosung – einen großen Anteil an der Häufung und Schwere von Krankheiten in sozial benachteiligten Schichten haben. Dieses Risiko könne mit der Förderung der Schriftsprachkompetenz und darüber der Chance zur Teilnahme an Kultur und Bildung verhindert bzw. vermindert werden. "Read To Me" versteht sich insofern als Präventivprogramm, mit dem Ziel, jungen Eltern zu vermitteln, was Babys brauchen, um sich körperlich und intellektuell gesund zu entwickeln.

Eltern von Neugeborenen werden von geschulten "Volunteers" bereits kurz nach der Entbindung darüber informiert, warum und wie die gesunde psychische Entwicklung ihres Kindes von Geburt an gefördert werden kann, und auf welche Weise solide Grundlagen für die Entwicklung der Sprach- und Schriftsprachkompetenz von Kindern geschaffen werden können.

Eltern bekommen die dafür wesentlichen Informationen und das "Handwerkszeug", um entsprechend mit ihren Kindern zu kommunizieren. Dazu gehört eine Stofftasche mit zwei kleinen stabilen Bilderbüchern, einer Informationsbroschüre, einem Tonträger mit Liedern, Reimen und einer mündlichen Einführung in das Programm, für die Eltern, die mit dem Lesen Schwierigkeiten haben. Die Stofftasche enthält ferner einen Film (erstellt von CBC Canada) zur Einstimmung auf einen anregungsreichen, kommunikativen Umgang mit dem Baby von Geburt an.

Das Programm geht jedoch weit über das Überreichen des Stoffbeutels hinaus. Familienbildungsstätten, Kinderarztpraxen, öffentliche Bibliotheken und Hebammen arbeiten eng zusammen. Gemeinsames Anliegen ist, Schriftsprachkompetenz ("literacy") und eine positive Lesehaltung zu fördern, um damit funktionellen Analphabetismus und die damit verbundene kulturelle und soziale Benachteiligung zu vermindern.
Das Programm wird von der University of Waterloo und dem Frontier College wissenschaftlich begleitet und evaluiert (http://www.research-works.ca). Erste Erfolge ließen sich bereits nach 4 Jahren statistisch belegen: So schnellten die Anmeldezahlen für die Bibliotheken seit 2002 in Nova Scotia erheblich in die Höhe. Das Programm arbeitet mittlerweile mit 2 ½ festen Stellen, die aus Stiftungsmitteln bezahlt werden. Es ist für den Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preis nominiert.

Auch in Deutschland gibt es bereits mehrere "Bookstart"-Initiativen (Brilon, Würzburg, Sachsen, Hamburg), die aus Stiftungsmitteln und von den Ministerien finanziert werden und Eltern im ersten Lebensjahr des Kindes mit kindgerechten Bilderbüchern und Informationsmaterial versorgen. "Read to Me" in Nova Scotia geht insofern weiter, als es versucht Eltern zeitnah zur Geburt des Kindes, möglichst schon während der Schwangerschaft zu erreichen, d.h. auch Hebammen und Familienbildungsstätten werben für das Programm, die Stofftasche mit den Materialien wird der jungen Mutter/den jungen Eltern kurz nach der Niederkunft überreicht und Kinderärzte geben Buchempfehlungen aus der öffentlichen Bibliothek.

Frau Prof. Dr. Petra Milhoffer, Universität Bremen, FB 12 hielt sich im Oktober 06 in Nova Scotia/ Kanada auf, um sich vor Ort in Halifax und anderen Städten der Provinz über dieses Frühförderprogramm zu informieren und über Kooperationen und Partnerschaften mit dem Land Bremen zu beraten.
Weitere Informationen über milhoffer@uni-bremen.de

Prof. Dr. Petra Milhoffer
Universität Bremen FB 12
Tel. 218-3553 (Sekr.)
milhoffer@uni-bremen.de

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