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Ilse Wehrmann

Landesverband Ev. Tageseinrichtungen für Kinder Bremen (Hörsaal HS0070, Samstag, den 3.2.07, 15.00 Uhr)

Bildungspläne als Steuerungsinstrumente der frühkindlichen Erziehung, Bildung und Betreuung

Bildungspläne als Steuerungsinstrumente der frühkindlichen Erziehung, Bildung und Betreuung“ Seit den Veröffentlichungen verschiedener OECD- und PISA-Studien sind Elementarerziehung und frühkindliche Bildung in den Blickpunkt des fachlichen und des öffentlichen Interesses gerückt. Insbesondere das schlechte Abschneiden der Schüler im internationalen Vergleich, das die aktuelle Bildungsmisere in Deutschland vor Augen führte, offenbarte einen überfälligen Reformbedarf auch in der frühkindlichen Erziehung, Bildung und Betreuung. Sie werden den Ansprüchen und Anforderungen einer sich im drastischen Wandel befindlichen Gesellschaft, die gekennzeichnet ist durch Diskontinuitäten in familiären Konstellationen, mediale Durch-dringung der Gesellschaft, Internationalisierung der Lebenswelt und zunehmende Kinderarmut, in vielfacher Hinsicht nicht mehr gerecht.
Bereits die politischen Rahmenbedingungen für den Elementarbereich offenbaren aufgrund dreier Regierungsebenen und vieler freier Träger ein Zuständigkeitswirrwarr und Trägerlabyrinth. Auf 16 Bundesländern übertragen kann von einem Betreuungssystem mit vergleichbaren Qualitätsstandards, das allen Kindern im Vorschulalter gleiche Bildungs- und Entwicklungschancen bietet, nicht die Rede sein.
Als weiterer wesentlicher Schwachpunkt erweist sich die Finanzierung des Elementarbereichs, für den Deutschland nicht mehr als 0,4 Prozent (OECD-Durchschnitt: 0,6 Prozent) ausgibt. Gravierend kommt hinzu, dass die Ausstattung in diesem Bereich von der Finanzkraft der Kommunen bzw. der Entscheidung von Bürgermeistern und Kommunalpolitikern abhängt.
Die Angebotsstruktur und Versorgungslage mit frühkindlichen Betreuungseinrichtungen weist im internationalen Vergleich ebenfalls eklatante Defizite auf, insbesondere im Krippen- und Hortbereich in den alten Bundesländern. Als eines der gravierendsten Probleme offenbart sich die Qualifikation der Fachkräfte. Der Elementarbereich gilt mit einem Akademikeranteil bei den Erzieherinnen und Erziehern von lediglich ca. drei Prozent zurecht als „akademikerfreie Zone“. Auch sind nicht wie in anderen europäischen Ländern Forschung und Ausbildung miteinander verknüpft. Eklatante Schwach-punkte sind des Weiteren zu verzeichnen bei den strukturellen Rahmenbedingungen wie Betreuerschlüssel, Gruppengröße, Stabilität der Betreuung oder Raumgestaltung, bei der Implementierung von Bildungsplänen, die faktisch nicht stattfindet, sowie bei der elterlichen Erziehungskompetenz, der Erzieherinnen und Erzieher aufgrund fehlender Qualifikation nichts Nennenswertes entgegensetzen können. Bedenklich in Bezug auf den Wissensstandort Deutschland stimmen muss auch, dass neue Medien hierzulande von der frühkindlichen Forschung und Praxis weitgehend ignoriert werden.
Es wird höchste Zeit, dass die Politik dem Elementarbereich höchste Priorität zubilligt, nicht zuletzt, um den Wirtschafts-standort Deutschland langfristig zu sichern. Dies erfordert zum einen die Entwicklung und Umsetzung eines Zehn-Jahres-Marshall-Plans für das frühkindliche Bildungs- und Betreuungs-system, einen länderübergreifenden Bundes-Rahmenbildungsplan für die Steuerung der Bildungsprozesse sowie einen „runden Tisch“ zur Überwindung des Zuständigkeitslabyrinths zwischen Bund- Ländern, Kommunen und Trägern.
Zum anderen sind folgende Sofortmaßnahmen unabdingbar: umfassende Verbesserung der frühkindlichen Förderung, Ausbau der Kindereinrichtungen auf westeuropäisches Niveau, Entwicklung gemeinsamer Bildungs- und Erziehungsstandards, Steigerung der pädagogischen Qualität, Integration von Kindern mit besonderem Betreuungsbedarf, Realisierung von Bildungs- und Erziehungspartnerschaft, Organisation eltern- und kinderfreundlicher Einrichtungen, Investition in die Professionalisierung der Fachkräfte, Veränderung der staatlichen Steuerung sowie optimaler Einsatz der finanziellen Ressourcen.

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Kontakt: Arbeitsgebiet Grundschulpädagogik
© Prof. Dr. Ursula Carle - Universität Bremen - Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften - Grundschulpädagogik
Universität Bremen Fachbereich 12